Das Sylt Marketing versucht mit seinem Zukunftsforum Kurs Sylt gerade, herauszuarbeiten, wie zukünftiger "Sylt-Tourismus" denn aussehen soll. Dazu liefen Befragungen – auch unter Syltern. Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen sind interessant. Im Rahmen der halböffentlichen Arbeit samt Workshops dazu sind tolle Videovorträge und Präsentationen erschienen. Die kann man sehen. Zwei Experten-Vorträge will ich besonders hervorheben.
Ich finde diese Entwicklung, sich endlich dem Thema Sylt-Tourismus tiefer zu widmen und die künftige Ausrichtung öffentlich zu diskutieren, phantastisch. Es scheint die Richtung seit Jahren unklar. Was will Sylt sein? Premium-Destination mit Massenanziehungskraft?Neugierigen Insel-Liebhabern ans Herz legen möchte ich nun zwei hervorragende Online-Vorträge von Prof. Dr. Hartmut Rosa, Soziologe und Harry Gatter, GF des Zukunftsinstitutes. Beide vermitteln deutlich, wie Sylt als Resonanzort für Touristen funktionieren kann. Dazu würde gehören, dass alle Akteure und Anbieter sich verändern, untereinander mehr in Resonanzbeziehung treten und selbst vorleben, wie dieser Sylt Spirit wohl sein soll, sich anfühlen soll. Studien belegen, dass auch Sylt-Gäste einfach runterkommen möchten, sich berühren lassen möchten (von etwas), Überraschungen erleben, am besten sich durch neue Erfahrungen transformiert erfahren wollen, um dann quasi verändert neu zurück in die Heimat reisen zu können.
Dabei hilft aber nicht Vorgefertigtes "von der Stange", möglichst effizient und in Überfülle dargeboten und 24 Stunden mal 7. Das Entdecken und Erleben soll , so die beiden Herren, unverhofft, eher zufällig geschehen. So, wie es früher normal war, als es eben nicht alles, was man kennt und was man noch nicht kennt, immer auf der Insel verfügbar ist. Weg von ständiger, gut geölter Verfügbarkeit samt der Maschinerie dahinter hin zu Möglichkeitswahrscheinlichkeiten. Weg von Friesenkitsch und organisierter Folklore hin zu Echtheit oder Authentizität. Hinführen zu Naturerleben, hinführen zu Genüssen, zu Körpererfahrung und meinetwegen auch zu Shoppingerlebnis. Echtheit wollen wir Sylter ja woanders als Urlauber auch, und: Sich selbst neu erfahren. Dazu gehört erstmal auch, einander nicht mehr in Objektbeziehungen zu begegnen. Wir Sylter "Anbieter" auch untereinander nicht. Ich selbst sehe mich ja von Anbeginn auch nicht als Massenversorger und Insel-Statist, der rund um die Uhr erreichbar ist. Wenn ausverkauft, dann ausverkauft. Und verlässlich drei Mal die Woche. Ganz bewusst. Und Gast weiss vorher nicht was es gibt, ganz bewusst. Wegen oben genannter Gründe. Die Frage bleibt, wie Anbieter, die es so machen, wie sie es viele Jahre machen, sich nun neu aufstellen können. Das können sie allein nicht. Weil ihr Bewusstsein (noch) ein anderes ist. Auf eine Art sind die Gäste schon "weiter" als die Gastgeber selbst. Gäste gilt es in ihren Bedürfnislagen zu verstehen und diese nicht abzutun, und Antworten darauf zu geben.
Diese Antworten sind konkreter Natur. Sie lösen erlebt ein Gefühl aus, und hoch attraktive Erinnerungsbilder, die im Kopf bleiben, von denen man lange zehrt. Dieser neue gefühlte "Sylt-Spirit" soll von jedem Anbieter individuell und echt gelebt werden. Das geht nur, wenn man insular sich ganz neu aufstellt und erst einmal für sich sorgt, dass es einem gut geht. Wir Insulaner sind Vorbilder, Leuchttürme. In ausgepowertem Zustand, in alter Denke "so wie immer" funktioniert das nicht. Ein Umdenken und daraus folgend neue Haltungen und neue Taten sind gefragt. Und ich merke, wie weit Sylter Suppen mit seiner Ausrichtung Zukünftiges schon jetzt "bedient".
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https://www.sylt.de/kurs-sylt#c32878
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