"Das gibt's ja nicht – das ist ja wie DDR. Hören Sie, wir haben 14 Uhr, wir sind auf Sylt und keine Suppe mehr da, das kann nicht sein. Immer, wenn ich komme, sind Sie entweder nicht da, es ist ausverkauft oder Sie sind krank. Warum kochen Sie nicht einfach mehr und haben dann 7 Tage geöffnet? Das verstehe ich nicht, Sie müssen doch für den Winter und auch fürs Alter vorsorgen. Ihnen geht's wohl zu gut hier oben und haben's nicht nötig? ... " (Original, mehr)
An die neuen Gäste, die ohne Suppe weiterziehen, da ausverkauft. An die, die die meinen, SYLTER SUPPEN sei wohl eher ein extensives
"Hippie-Projekt", wegen "nur drei Tage geöffnet" und sei wohl ohne jede kaufmännische Intention oder schlicht nur ein schnuckeliges Hobby: Ich verstehe das. Sie haben
schließlich Appetit mitgebracht. Sie kommen aus Hörnum extra hoch. Sie wollen auch nur genießen – genau jetzt erleben, wovon andere so sprechen. "Im Feinschmecker Magazin war
der ja auch und im Fernsehen, es muss ja wohl schmecken, sonst gäb's ja keine Schlange". "Wie, nu is zu? Ich verstehe ihr Konzept nicht."
Also, ich rede Klartext: Auf Massenverpflegung ist der Suppenwagen nicht ausgerichtet. So war er nie geplant. Mehr passt einfach nicht hinein.
Gekocht wird Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ab 7:00 Uhr, im Sommer weit früher. Die lange Elektroleitung zum Haupthaus kommt bereits an ihr Limit. Sie glüht am Vormittag. Denn alle Suppen
werden frisch vor Ort zubereitet. 30-100 Portionen. Überschuss wegkippen oder einfrieren ist absolut tabu. Und nein, die Tafel darf sie nicht tagesfrisch annehmen und weitergeben. ("Ja, nein, das ist doch Convenience-Ware oder Aufgetautes, das schmecke ich doch"). Nein, ist es nicht, immer
tagesfrisch zubereitet. Bis 12 Uhr ist die letzte Suppe abgeschmeckt und es werden noch saftige Dinkel-Vollkorn Brote vom Inselbäcker Raffelhüschen geholt. Dann wird die Schürze umgebunden
und schon steht eine Schlange von 20 Leuten (Sommer). Um 13.00 gibt es meist noch genug Auswahl, es kann knapp werden. Ich versuche, die Tages-Verkäufe einzuschätzen. Jeder Tag ist
anders. Es kommen plötzlich Leute mit großen Fissler-Töpfen vorgefahren ("mach' mal voll, Suppenkasper"),
es kommen E-Bike-Gruppen, Frauen-Wandergruppen, Nordic Walker überraschend auch Großfamilien oder Landfrauengruppen und FSJler, schon ist Ebbe im Topf. "Das kann doch nicht wahr sein, das ist doch unprofessionell, wenn das mein Wagen wäre, der würde aber laufen, 7 Tage"
Fakt ist: Bei Betrieb einer 6- oder 7-Tage- Woche würde die Ausgabequalität leiden. Und meine Lebensqualität. (Knie/Rückenschmerzen, Ohren klappen zum Abend zu und ich schlafe im
Sitzen ein) Das habe ich hinter mir. Muss nicht sein. ("Herr Morell, das Leben ist nunmal kein Ponyhof, auch
für Sie") Als One Man Show mit selbstgemachten Suppen ist der Wagen Vollzeit nicht zu betreiben, Personal oder Praktikanten/innen gibt es nicht. Wirklich nicht. Glauben Sie
mir. Bekomme ich nicht. Dafür habe ich das ganze Jahr über mit Laune geöffnet, bin wach, wohlgestimmt und zugewandt und es macht Freude. Auch Ostern bin ich da, Pfingsten, Vatertag, zur
Biike und Weihnachten/Neujahr. Das ist ja auch nicht schlecht. Hier noch mein Buch bei HarperCollins, in dem steht, wie
Imbissgeschäft Teilzeit neben dem Beruf oder auch Vollzeit gelingen kann. Neulich meinte ein Unternehmensberater beim Suppeschlürfen: "So kommen Sie nie auf einen grünen Zweig, das wissen Sie,". Ich kann beruhigen: Alles gut in allen Belangen!
Kennenlernen: ZDF Terra Express
Portrait sehen Trailer aus NORDLICHTER SYLT sehen, NDR Beitrag "Kalte Hochsaison auf Sylt" sehen. WDR Beitrag "Wunderschön" sehen Eine Stunde "Gesprächszeit" auf Radio Bremen hören"